Gestalterischer Vorkurs?

Ein Vorkurs im gestalterischen Bereich ist eine Art Vorbereitung für eine zukünftige gestalterische Karriere. 

Viele Studienrichtungen im Bereich Design und Kunst setzen einen solchen Vorkurs voraus um mit dem Studium oder der Ausbildung anfangen zu dürfen.

Der Vorkurs, welcher ich damals in der Farbmühle Luzern machte war eine intensive und tolle Erfahrung für mich. Sehr positiv habe ich dort die Welt der Kreativität und der Künstler kennengelernt. Ich gebe zu, dass ich anfangs verwirrt war und nicht genau wusste, was ich davon halten sollte. Klar war mir immer, dass ich gerne zeichne aber mit Künstler oder meiner eigenen Kreativität hatte ich mich bis dahin nie auseinandergesetzt. Wie wichtig dies für mich selber war, erfuhr ich erstmals an dieser Schule und bin heute noch dankbar einen gestalterischen Vorkurs gemacht zu haben.

Ich beschreibe hier kurz meine Erfahrungen, welche für jeden Menschen natürlich anders aussehen. Auch möchte ich darauf hinweisen, dass ein solcher Vorkurs nicht notwendig ist um eine gestalterische Karriere erfolgreich meistern zu können. Jeder Mensch ist anders. Für mich kann ich aber überzeugt sagen, dass ich diesen Vorkurs ganz klar benötigt habe und viel davon profitieren konnte.






















Eindruck der Schule

Wir betrachteten und diskutierten in meiner Klasse, als ich anfing gerade die Künstlerin Marina Abramovic und sahen uns ihre Arbeiten an. Anschließend sollte jeder seine Meinung dazu äußern und begründen. Es schien nicht eine richtige Antwort zu geben, sondern die Diskussion und Fragestellung zu ihrer Arbeit wurde gefördert. (Wenn du es einfach Scheisse findest, warum genau?) Manch ein Student merkte nach gewisser Zeit, sowie auch ich, dass es nicht wirklich immer seine eigene Meinung war, sondern die gelernte Meinung eines Umfeldes oder der Gesellschaft in Bezug zu Kunst oder solchen Themen. Dies war mir auf diese Art und Weise nicht bewusst, fremd und ich neigte im ersten Moment dazu entsetzt zu sein und eine Abneigung zu spüren.

Ich nahm also den einfachen Weg und lehnte alles ab, was nicht schön und ästhetisch ist. Dabei war mir damals nicht bewusst, wie viel Schönheit und Tiefe in den genau unschönen oder sonderbaren Dingen sein können, aber hier definiert Kunst jeder Mensch anders. Ich lernte in diesem Prozess Themen, welche ich nicht auf Anhieb verstehe oder als logisch sinnvoll empfinde, neu zu betrachten und Perspektiven zu wechseln.

Früher ging ich immer davon aus, dass es nur darum geht Dinge einfach schön zeichnen zu können. Wie oberflächig diese Haltung von mir selber war, merkte ich nach kurzer Zeit auf lustige Art und Weise. Zum ersten Mal begegnete ich als Teenager erwachsenen Personen, welche mich provozierten, hinterfragten und auf schelmische Art und Weise von diesen alten Denkmustern befreiten. Es muss nicht alles schön sein. Das ist sehr langweilig und irgendwie unnatürlich. Wenn du Angst vor Kritik hast, zeichne am besten schöne Dinge, welche schwer zu kritisieren sind. Getraue dich Fehler zu machen, schräge Linien und lebendige Skizzen. Kurz gesagt, dich auf einen Prozess einzulassen, welcher nicht immer nur bequem ist und deine Arbeit im tieferen Sinne hinterfragt, oder auch nicht.

Anfangs war ich ziemlich selbstbewusst, da ich gerne schöne Portraits oder Dinge malte und von meinem bisherigen Umfeld darin bestätigt wurde. Plötzlich steht ein Dozent neben mir und blickt ziemlich gelangweilt ins Bild. (Schön, aber auch langweilig und schon so oft gesehen. Eine Kopie und eine Idee wie ein Bild auszusehen hat. Ist es deine Idee? Eine gelernte Idee? Was meinst du?) Ich war anfangs gekränkt und irritiert, doch merkte nach einer Zeit was gemeint ist. Ich wollte Dinge schön malen, ohne mich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen. Ich lernte danach zu experimentieren und Fehler zu machen.

Hier möchte ich gerne erwähnen, dass ich natürlich nach wie vor schöne und ästhetische Dinge sehr schätze und geniesse. Auch male und zeichne ich auch nach wie vor ganz banale Dinge. Meine Perspektive wurde lediglich erweitert.

Der Schweizer Künstler Roman Signer, welcher wir beim Thema Film und Konzeptkunst diskutierten kam mir zuerst einfach nur komisch vor und ich schüttelte grinsend den Kopf. Beide Künstler begeistern mich heute nach wie vor und ich konnte dank solchen Denkprozessen ganz neue Anteile in mir selbst entdecken. Plötzlich ging es nicht mehr darum einfach viele Fakten auswendig zu lernen oder in kurzer Zeit logische Umsetzungen von diversen Themen zu verstehen.

Plötzlich sollten wir auf eine Art und Weise selber denken und verschiedene Themen auf ganz eigene und persönliche Art umsetzen und uns damit beschäftigen. Für viele Schüler war es sehr unangenehm mit so viel Freiheit produktiv umzugehen. Auch ich war mich diese Art von Freiheit nicht gewohnt und lernte erstmals wie ich eigentlich am besten produktiv bin und wie oder eben nicht.

Auch eine ganz neue Erfahrung war der Prozess mit sich selber. Jede Arbeit, egal in welcher Form war extrem persönlich und dementsprechend auch verletzlich. Die Art und Weise wie Jemand sich künstlerisch oder visuell mit einem Thema beschäftigt sagt sehr viel über diese Person aus. Dies macht jede Arbeit und jede Umsetzung einzigartig. Diese Art sich mit Themen zu beschäftigen kann für viele Menschen sehr unangenehm, beängstigend oder ein unsicheres Gefühl sein. Die Kritik dazu schlägt nun mal viel tiefer und persönlicher als, wenn eine sachliche Aufgabe falsch gelöst wurde.

In den sachlichen Aufgaben, wird der Denkprozess bei Fehlern hinterfragt und die mentale Fähigkeit Fakten und Zusammenhänge zu verstehen. (Hier spreche ich von den alltäglichen schulischen Aufgaben, welche ich kenne, nicht von wissenschaftlichen Forschungen.) In kreativen Arbeiten sieht es sehr anders aus, da es in vielen Bereichen keine klaren Regeln gibt auf welche man sich stützen kann bei Unsicherheiten. Die eigene Person wird immer miteinbezogen, weil es nur aufgrund von Fakten gar nicht möglich ist eine Arbeit zu beurteilen. So ist zumindest meine Erfahrung.

Mit kreativen Arbeiten meine ich nicht nur zeichnen, modellieren oder gestalten. Kreative Arbeiten sind in jeder Form und sehr vielen Berufen zu finden. (Dies werde ich noch in einem anderen Blog genauer beschreiben.) Im gestalterischen Vorkurs ist es einfach so, dass Kreativität ein Hauptwerkzeug ist, welches verwendet wird.

Neues ausprobieren?

(Verrückte oder auch lustige Dinge) zu tun ist nach wie vor für berauschte oder betrunkene Personen angemessen und sogar meist erwünscht und angesehen. Aber wie sieht es aus, wenn die Person ganz nüchtern ist und solches getraut zu machen? Egal ob in Person oder in einer Arbeit. Verrückt? Bescheuert? Ein Freak oder ein Künstler?

Nicht selten konnte ich ganz viele neue Ansichten und Welten für mich finden, welche mir bisher in meiner alten Denkweise völlig verschlossen waren. Hier rede ich nicht nur von Fantasiewelten, sondern auch von der realen Welt. (Was ist wirklich real, hä?) In dieser Schule habe ich besser gelernt, nicht gleich alles zu bewerten oder bescheuert zu empfinden.

Jegliche Formen von Umsetzungen wurden uns gezeigt und mit Fachleuten zusammen durften wir experimentieren. Fotografie, Design, Malerei, Zeichnen, Animation, Modellierung, Textilverarbeitung usw…

Zum ersten Mal durfte ich eigene Projekte zu Themen erstellen und dazu die eigene Meinung in Form von diversen visuellen Umsetzungen versuchen klar sichtbar und verständlich zu machen.

Heute sage ich mit klarer Überzeugung, dass diese Schule meine Weltansicht und meine Persönlichkeit stark geprägt hat. Ich empfehle eine solche Erfahrung jeder Person, welche neugierig auf Ihre eigenen kreativen Anteile ist und diese entdecken möchte. (Vielleicht auch nicht mehr länger zurückhalten kann und will.)

Kreativ ist meiner Meinung nach jeder Mensch. Um diese Seite bei sich selber zu entdecken, benötigt es keine Schule aber für mich war es eine sehr befreiende Erfahrung.

Interesse selber einen solchen Vorkurs zu besuchen?

Hier sind nützliche Links:

https://www.hslu.ch/de-ch/design-kunst/studium/vorkurs/

https://www.skdz.ch/ausbildung/gestalterischer_vorkurs_teilzeit?gclid=Cj0KCQjw7pKFBhDUARIsAFUoMDZdxyIuEg9td0lE-EbqfR7dLdRJd56ZIfVwdW38b6m-dvwO-Tu72rAaAhP4EALw_wcB











Ich selber arbeite heute als freischaffende Illustratorin und versuche mich weiterhin in den Bereichen Kunst und Kreation zu bilden. 

Vielen Dank für ihr Interesse.

mayamrak.ch


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